INTERFLUG zur Wendezeit ( `89)


Zwischen der DLH und der INTERFLUG wurden Gespräche über eine mögliche Kooperation geführt. Nachdem bereits beim Kauf von drei Flugzeugen A-310 im Jahre 1988 eine Zusammenarbeit vereinbart wurde, konnte am 19.01.1990 eine breiter angelegte "Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Lufthansa AG und der INTERFLUG" unterzeichnet werden. Der Lufthansa Aufsichtsrat wurde darüber unterrichtet. Zu dieser Zeit machten die Gespräche zwischen der DLH und der INTERFLUG gute Fortschritte und es wurde auch über eine Beteiligung an der INTERFLUG verhandelt. Noch war die Frage über die Art und Weise der Wiedervereinigung offen.

Bereits am 05.03.1990 wurde eine "Absichtserklärung zwischen dem Ministerium für Verkehrswesen der DDR, der INTERFLUG GmbH und der Deutschen Lufthansa AG" über die Bereitschaft einer Beteiligung der DLH an der INTERFLUG in Höhe von 26% der Kapitalanteile unterzeichnet.

Inhalt der Absichtserklärung war es:

  • Die INTERFLUG als selbstständiges Luftverkehrsunternehmen am Markt zu erhalten und neue Zukunftschancen für das Unternehmen zu erschließen,  
  • die Arbeitsplätze bei der INTERFLUG durch ein langfristiges Kooperationskonzept mit der DLH zu sichern und  
  • eine Modernisierung der INTERFLUG zu unterstützen. 

Konkrete Schritte sollten sein:

  • Es sollte eine verzinsliche Anzahlung in Höhe von 7,5 Mio. DM geleistet werden, welche bei einem Scheitern einer Beteiligung zurückgezahlt werden sollte,  
  • der Übernahmepreis für die Anteile an der INTERFLUG durch eine neutrale Unternehmensbewertung festgelegt werden sollte, 
  • die DLH entsprechend ihres Kapitalanteils Vertreter in den Aufsichtsrat der INTERFLUG entsenden konnte, 
  • und die DLH ein Vorkaufsrecht auf weitere Anteile der INTERFLUG erhalten sollte. 

Wie sah die INTERFLUG zu dieser Zeit aus?

Die Flotte der INTERFLUG am 31.12.1989:

Alter in %
Alter in %
Alter in %
Alter in %
Alter in %
Typ
Anzahl
0-4 Jahre
4-10 Jahre
10-16 Jahre
16-22 Jahre
>22 Jahre
IL-62
11
19,1
34,9
14,7
31,3
-
TU-134
18
-
-
78,8
21,2
-
IL-18
8
-
-
-
15,6
84,4
A 310
3
100
-
-
-
-

Streckenstruktur

  • 51 Ziele in 40 Ländern  
  • 32 Ziele davon in Europa (ohne Messeflüge)  
  • 19 Ziele davon außereuropäisch  
  • keine Inlandsflüge mehr  
  • das Gesamtstreckennetz umfaßte 140.000 km  
  • Berlin-Schönefeld hatte als Hauptflughafen 80% des Flugaufkommens.  

Mitarbeiter 

  • INTERFLUG Gesamt:           7.611  
  • davon Betrieb Verkehrsflug: 2.566  
  • davon Betrieb Flughäfen:    1.600  

Leistungen der INTERFLUG 1989

  • Beförderte Passagierkilometer 3.324 Mio. PKT  
  • davon Linienflüge      2.594 Mio. PKT 
  • Beförderte Passagiere         1,6 Mio.  
  • Sitzladefaktor (Linienflüge) 70,9 %  
  • Nutzladefaktor               64,4 % 

Die INTERFLUG nahm zu diesem Zeitpunkt umfassend alle Luftfahrtangelegenheiten der DDR wahr. Das waren neben den Bereichen "Internationaler Luftverkehr - Linie und Charter" auch die Aufgaben im Agrarflug, Industrieflug und der Flugsicherung.

1989 erreichte die INTERFLUG im Bereich Verkehrsflug einen Umsatz von 1,5 Mrd. Mark der DDR. Dieser Bereich hatte ca. 2.600 Beschäftigte und das waren rund 34% der Beschäftigten bei der INTERFLUG.

Die Zusammenarbeit dokumentierte sich 1990 vor allem im innerdeutschen Bereich, als die INTERFLUG und DLH im Sommerflugplan ca. 62 Wochenfrequenzen angeboten haben.

Wie die Zusammenarbeit ausging, ist bekannt. Wenn über das Scheitern des Versuches, die INTERFLUG zu retten, nachgedacht wird, sollte man auch im eigenen Haus nachsehen. Schuldige findet man nicht nur beim Konkurrenten, wenn hier von Schuld überhaupt gesprochen werden kann. 

Was war das Ziel dieser Zusammenarbeit?

Mit einer Beteiligung an der INTERFLUG wollte sich die DLH in einem vereinten Deutschland wesentliche Synergiepotentiale erschließen.

Die DLH wollte nicht nur am stark wachsenden Verkehrspotential der damaligen DDR teilnehmen, sondern auch an dem der Staaten in Ost- und Südosteuropa. Dies sollte der DLH eine rechtzeitige Marktpräsens sichern.

Die Wende in den Vorschriften des Flugbetriebes