DIE ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG DES LUFTVERKEHRS IN DEUTSCHLAND BIS 1945 




 

13. Dezember 1917 begann die Geschichte der Zivilluftfahrt in Deutschland. An diesem Tage gründete die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft mit einem Kapital von 2,5 Millionen Goldmark die DEUTSCHE LUFTREEDEREI. Zu Ende des 1. Weltkriegs erwarb die Fluggesellschaft eine große Anzahl von Post- und Großflugzeugen. Am 5. Februar 1919 wurde die erste Fluglinie zwischen Berlin/Joachimsthal und Weimar eröffnet. Im Herbst 1919 trat eine Unterbrechung des Flugverkehrs aus wirtschaftlichen Gründen ein, doch schon Anfang 1920 konnte der Flugbetrieb erneut aufgenommen werden, nachdem sich das Reichsamt für Luft- und Kraftfahrwesen bereit erklärt hatte, den deutschen Luftverkehr zu subventionieren. In den darauffolgenden Jahren wurden überall in Deutschland kleine private Fluggesellschaften gegründet, die aber meistens nur eine Strecke beflogen. Als innerdeutschen Konkurrent der DEUTSCHEN LUFTREEDEREI kann aber nur die JUNKERS AG bezeichnen. Neben einem gut ausgebauten innerdeutschen Netz wurden Amsterdam, London, Kopenhagen, Malmö, Stockholm, Helsinki, Moskau, Basel, Zürich, Wien und Budapest von den beiden Fluggesellschaften bedient. Es zeigte sich aber schon bald, daß beide Gesellschaften hohe finanzielle Verluste hatten, beflogen sie doch zahlreiche Strecken gemeinsam.
Unter Beteiligung des Reiches, der Länder und Städte sowie der maßgeblichen Wirtschaftskreise wurde am 6. Januar 1926 die Deutsche LUFTHANSA A.G. gegründet. Schon zu diesem Zeitpunkt versuchten die deutschen Fluggesellschaften, Flüge nach dem Fernen Osten, Süd- und Nordamerika durchzuführen.
1921 wurden zwischen der UdSSR und Deutschland ein Vertrag über die Gründung der Deutsch-Russischen Luftverkehrsgesellschaft (DERULUFT) abgeschlossen.
Die DERULUFT erhielt die Konzession für den Luftverkehr zwischen Berlin und Moskau, später auch für Leningrad.
Im April 1937 wurde der Verkehr eingestellt, im August 1937 liquidiert. Nach 1926 wurde die DEUTSCHE LUFTHANSA vom Deutschen Reich mit der Durchführung der Zivilluftfahrt betreut. Ihre Aufgaben bestanden darin, bedeutenden Städten Deutschlands Anschluß an das europäische Luftverkehrsnetz und den wichtigsten europäischen Wirtschaftszentren zu verschaffen und Deutschland mit den europäischen Ländern zu verbinden, zu denen es besondere Handelsbeziehungen unterhielt, d.h. vor allem mit Nord- und Südamerika und dem Fernen Osten. Da der Südatlantik nicht Nonstop überquert werden konnte, wurde auf der Insel Fernando Noronha vor Brasilien ein Stütz- und Landepunkt errichtet.
Aber erst die Erfindung der Flugzeugschleuderanlage (Katapult) schuf die technischen Voraussetzungen für die Überquerung des Atlantiks. Der Dampfer "Westfalen" wurde im Mai 1933 zwischen den 3200 km voneinander entfernten Orten Bathurst (Gambia) und Fernando Noronha verankert. Im Sommer und Herbst 1933 folgten eine Reihe von Versuchsflügen, die am 3. Februar 1934 zum ersten planmäßigen Flug zwischen Deutschland und Südamerika führten. Die DEUTSCHE LUFTHANSA hatte vier Katapultschiffe, zwei auf dem Südatlantik, zwei auf dem Nordatlantik.Trotz des großen Aufschwungs zwischen 1933 und 1935 war eine Eigenwirtschaftlichkeit des Luftverkehrs in keiner Weise gegeben, da die Selbstkosten pro Produktionseinheit Tonnenkilometer (tkm) viel zu hoch waren. Obgleich die JU-52 damals nur 17 Passagierplätze hatte, war sie nicht mehr als zu 50% ausgelastet. Wie klein die Tonnenkilometerleistung der damaligen Flugzeuge war, sieht man an folgendem Vergleich: Bei gleicher Auslastung wäre eine Boeing-707 oder Douglas DC-8 in der Lage gewesen, die gesamte Flotte der alten DEUTSCHEN LUFTHANSA zu ersetzen, die im Jahre 1934 129 Flugzeuge zählte.Der Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 beeinträchtigte die Zivilluftfahrt stark. Immer mehr Flugzeuge wurden der Militärluftfahrt zugeführt, so daß 1941 nur noch 84, 1943 nur noch 47 Maschinen für die Zivilluftfahrt zur Verfügung standen, obgleich der Flugzeugpark der DEUTSCHEN LUFTHANSA 1939 150 Maschinen zählte.