Als im Jahr 1968 bei der INTERFLUG der Entschluss zum Kauf der TU-134 gefasst wurde, besaß die INTERFLUG nur PTL-Flugzeuge vom Typ AN-24 und IL-18. Also lagen weder Erfahrungen über den Betrieb von Strahlflugzeugen allgemein, noch von Flugzeugen des Konstruktionsbüros Tupolew vor. Die gewonnenen Erfahrungen bei der Ausbildung auf den Typ AN-24 im Jahre 1964, führte dazu, dass man sich entschloss, nur eine Gruppe von Instrukteuren zur Anfangsausbildung nach Uljanowsk (heute Simbirsk- Stadt der sieben Winde) zu schicken.
Die Ausbildung auf die TU-134 fand vom 3.8.1968 bis zum 19.10.1968 an der Fliegerschule der Aeroflot statt und die Gruppe der Instrukteure bestand aus folgenden Mitgliedern:
Fluglehrer |
Heinig, Rolf (Delegationsleiter) |
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Sachse 1, Dieter |
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Petzold, Klaus |
Lehrer für Navigation |
Thieme, Wolfgang |
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Gündel, Eberhard |
Dolmetscher |
Redkodubski, Rita |
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Knacke, Annemarie |
Die Fluglehrer waren nicht das erste Mal in Uljanowsk und wurden dort wie alte Bekannte empfangen. Daher kannten sie natürlich auch schon einige Lehrer wie:
Frau Sokova |
Lehrerin für Aerodynamik |
Herr Mogunov |
Lehrer für Konstruktion/Zelle |
Herr Krjukov |
Lehrer für Triebwerke |
Die Flugzeugführer wurden in einer eigenen Klasse und die Navigatoren zusammen mit ihren ungarischen Kollegen ausgebildet.
Dies war an der Fliegerschule des RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) eine normale Sache. Sie wurde von den Mitgliedsländer finanziert und Lehrsprache war Russisch.
Und so sah das Typerating damals aus:
· 48h Besonderheiten der Aerodynamik bei hohen Geschwindigkeiten und praktische Aerodynamik des Flugzeuges
· 68h Konstruktion und Betrieb des Flugzeuges
· 42h Funkausrüstung
· 30h Geräteausrüstung
Die fliegerische Ausbildung fand statt vom 1. bis 18.10.1968. Der Fluglehrer Gerassimow kümmerte sich um die fliegerische Ausbildung. Seine langjährigen Flugerfahrungen sammelte er auf de Flugzeugtypen TU-104, TU-124 und der TU-134.
Zurück aus Uljanowsk begannen die Instrukteure mit der theoretischen und praktischen Ausbildung der hauptsächlich von der AN-24 Staffel stammenden Besatzungen.
Am 1. Oktober 1968 traf die erste TU-134 N mit dem Kennzeichen DM-SCA, in Berlin ein. Die DM-SCB (Kosename Charly Bommel) folgte am 18. Oktober nach.
Im Zeitraum von Oktober bis Dezember 1968 fand der erste eigenständige Umschulungslehrgang für INTERFLUG Besatzungen in Berlin Schönefeld statt.
Der erste Schulflug mit einer TU-134 N (DM-SCB) der INTERFLUG fand am 12. November 1968 unter der Leitung des Kommandanten R. Heinig statt.
Bis zum Jahresende waren für die Ausbildung auf die TU-134 drei Fluglehrerlizenzen verfügbar.
So konnte 1969 die Kommandantenausbildung beginnen.
Die ersten Kommandanten wurden:
Metzger (später Staffelleiter), Streit, Gemeinhard, Nembach (ebenfalls später Staffelleiter) Wünschmann und Krüger.
Die Flugschulung verlief ohne besondere Schwierigkeiten, wenn man davon Absieht, dass die Flugzeugbereitstellung für die Ausbildung immer schwieriger wurde, da alle bis dahin vorhandenen vier Maschinen im Linieneinsatz waren.
Was waren die ersten Erfahrungen:
· Das Triebwerk D-30 war nicht einfach in der Bedienung,
· Die Signalisation des Flugbelasters (Booster) durch eine rote Lampe am Boden war normal (In Moskau wurde deshalb ein Flug abgebrochen),
· Es gab viele Reifenzerstörungen, welche den Piloten angelastet wurden, bis man auf ein zeitweiliges Versagen des Entbremsautomaten (ABS) stieß,
· Es kam zu Beschädigungen der Fahrwerksgondeln, deren Ursachen erst nach langen Suchen gefunden wurde, wobei selbst das OKB (Konstruktionsbüro Tupolew) vor einem Rätsel stand,
· Die Gewöhnung an die hohe Geschwindigkeit bereitete allen Piloten und Navigatoren Schwierigkeiten und die Flugsicherung beschwerte sich des öfteren über die großen Kurvenradien,
· Und den umgesattelten Inlandspiloten von der AN-24 machte der internationale Sprechverkehr in Englisch einige Probleme,
· Die Beherrschung der neuen Technik stellte die Interflieger vor großen Schwierigkeiten, so dass es nicht selten vorkam, das alle vier Maschinen nicht einsatzbereit waren.
· Durch die häufigen Typenwechsel klappte die Planung der Umläufe auch noch nicht so recht. So erfolgten auf den Strecken nach Beirut und Damaskus ein Vortransport der Besatzungen und es kam vor, dass Besatzungen eine Woche nur vor- und rücktransportiert wurden und nicht eine Flugminute aufzuweisen hatten.
Trotzdem erlangte die TU-134 bei den Passagieren einen guten Ruf.
Erstflüge in 1968
19. November erster Streckenflug nach Erfurt
27. November zweiter Streckenflug nach Dresden
30. November erster internationaler Flug als Schulflug nach Moskau
05. Dezember erster Linienflug der TU 134 und der DM-SCA nach Zagreb und Belgrad
06. Dezember Erstflug nach Budapest
14. Dezember Erstflug nach Sofia
24. Dezember Erstflug nach Prag